Rundschreiben 113
Essen, den 26.4.2021
Wir saßen unter einem Jakaranda-Baum in Afrika
Liebe Freunde, Mitglieder und Förderer,
der Senior-Chief in Ntambo hatte unsere kleine Delegation, den Baumeister, unsere beiden Supervisorinnen und mich dazu eingeladen und die Chiefs der Umgebung und den District Education Manager.
Wir sprachen über den Rohbau, den Baufortschritt und den Zeitpunkt
der Fertigstellung der 8-klassigen Nakatete abc-Primary. Sie wird Ende
August übergeben. Anfang Oktober wird zum Start des Schuljahres
2021/2022 der Unterricht beginnen.
Der Senior-Chief hatte das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt,
der Education Manager die Entsendung der Lehrer zugesagt.
Der Baumeister nahm das Schulschild in Verwahrung. Er wird es nach
Fertigstellung und Abnahme an die Tür des Headmasters schrauben.
Die Schenkungsurkunden wurden schon unterschrieben und ausgegeben.
So ähnlich ging es zu an 5 weiteren Baustellen für Schulen, die in diesem
Jahr gebaut werden. Alle standen schon kurz vor dem Roofing.
Auf meiner 21. Reise nach Malawi vom 9.4. bis zum 23.4.2021 – als Hochbetagter – doppelt Geimpfter – mehrfach Getesteter - habe ich die 9 abc-Schulen, die wir im Vorjahr bauen konnten, und die 6 Baustellen besucht.
Abgesehen von den endlos langen, schlimmen Waschbrett-Buckelpisten
(bekannt als Afrika-Massage) in 5 Distrikten, kann ich nur von vielen
positiven Eindrücken, viel Zustimmung, Anerkennung und Dankbarkeit
berichten.
Tänze, Gebete, Aufführungen, Sketche, Gesänge, Gedichte und Reden waren Ausdruck
der Freude und Zuversicht.
Ich soll alle Spender und Sponsoren herzlich grüßen und den tiefen Dank aller Eltern, Schüler,
Lehrer und Offiziellen übermitteln.
Zu den Übergabe- und „Richtfest“-Feiern waren die Traditional Authorities, die Senior-Chiefs,
die Group-Chiefs, Village-Chiefs, vier Parlamentsabgeordnete, ein Ex-Bildungsminister,
School-Advisors, Councillors und natürlich viele Eltern erschienen.
Alle Bauten, Einrichtungen und Ausstattungen sind gut in Schuss und in bewährter Qualität.
Bei einer Ausnahme: dort mussten wir einige Schulbänke reklamieren.
Die Schulen werden alle gut geführt, die Schulleiter scheinen umsichtig und tüchtig,
die Lehrerschaft sehr engagiert.
In den unteren Klassen, besonders der ersten, herrschte Überfüllung. Ich kannte schon den Satz: „Alle Eltern haben das Recht, dass ihre Kinder als Schüler registriert werden!“
Bei den beiden Grundschulen Chidowola und Mpindimbi am Malawisee konnten wir auch je
drei Lehrerhäuser bauen, jedes Haus für 2 Lehrerfamilien. Zwei davon hat die Dorfgemeinschaft
gebaut, mit von uns gelieferten Materialien. Schulen und Lehrerhäuser haben Licht durch
Solaranlagen. Beide haben einen Brunnen. Und je eine Mangoplantage mit 700 Setzlingen: „One child-one tree!“
Schüler und Eltern haben sie gepflanzt, jeder Schüler muss sich um seinen Baum kümmern.
Nach drei Jahren soll die erste Ernte möglich sein. Alle Anwohner dort hoffen und beten, dass der Sponsor, trotz Corona, als Anschluss an die beiden
Grundschulen die geplante Sekundarschule in Auftrag geben kann.
Bei der Chigawe-Primary war der Eindruck großartig, jeder Klassenraum geschmückt und mit
selbst gemachten Lehrtafeln ausgestattet. Wie immer hängt viel von den handelnden Personen ab.
Dort konnte ich für 3000 € Schülermaterial – Schreibhefte, Kladden, Lineale, Buntstifte, etc.
mitbringen. Das hat natürlich besonderen Applaus ausgelöst.
In Maliya in Nakonya gab es schon einen maroden Block mit drei kleinen dunklen Schulräumen
ohne Möbel für 570 (!) Schüler der Jahrgänge 1-8. Eltern hatten zusätzlich aus verbeulten
Wellblechen drei kleine Hütten zusammengenagelt, mit Stroh gedeckt, ohne Fenster und Türen
und ohne festen Boden. Darin saßen jeweils 65 Kinder, auch behinderte, im Sand. Schlimm!
Und die Toiletten....
Ein gelähmtes, retardiertes Kind lag mitten unter den Schülern in der Wellblechhütte auf der Erde. Ich habe ihm einen Rollstuhl gekauft. Er wurde heute schon gebracht!
Eine sehr nette, warmherzige Schulleiterin: “Seit sechs Jahren ertragen wir diese Zustände!
Die Regierung kümmert sich nicht um uns!“ Sie sind überglücklich und unheimlich dankbar,
dass wir dort ein 4-klassige Grundschule bauen. Zu wenig Räume, aber immerhin das.
In der Carmushka Primary und Secondary in Khancha konnten wir durch Änderungen der Baustruktur Geld einsparen. Davon wurde eine Mangoplantage angelegt und 240 Wasser-Filter-Pumpen „What a Bird“ gekauft. Es ist ein patentiertes Wasseraufbereitungssystem, das garantiert 99,99 % aller Bakterien und Parasiten aus trübem Wasser filtert und gesundes frisches Trinkwasser hervorbringt. „Health-Protection“ gegen Typhus, Cholera.....
Ich hatte mir große Poster anfertigen lassen, von der Grafikerin Martina Spanka gestaltet und
gesponsert, die bei meiner Präsentation, den Erklärungen, Vorführungen und Übergabe sehr
hilfreich waren. So hat ein ganzes Dorf – die Familien aller Carmushka-Schüler – sauberes
Trinkwasser. Jetzt ist in Khancha für die Betreuung und Evaluierung Herr Abdul Gama zuständig.
Vielleicht entsteht in Malawi ein Startup aus dem Engagement. Einen Bewerber gibt es schon.
In Kombola entstehen eine Primary und eine Secondary - auch hier, wie an anderen Orten, wird
ein Brunnen und eine Solaranlage installiert. Zehn Chiefs der umliegenden kleinen Dörfer waren
anwesend. Sie werden die Kinder dorthin schicken.
Am Sonntag besuchte ich in Zomba den ehemaligen Außenminister Fabiano und seine Frau.
Ein Gegenbesuch sozusagen. Beide waren mit Corona im Krankenhaus. Sie sind aber ohne
Symptome wieder nach Hause zurückgekehrt.
Wir sprachen natürlich über die Auswirkungen von und Schutzmaßnahmen gegen Corona. (In manchen Schulen trugen Schüler Masken, neben den Klassenzimmern standen Wasserbottiche mit Kränchen zum Händewaschen.) Wir redeten über die verschlechterte soziale Lage, die extrem vielen Arbeitslosen, die sehr hohe Quote von jungen Menschen ohne Job und Perspektive, die daraus in naher Zukunft zu befürchtenden massiven Auseinandersetzungen, den von der Regierung festgesetzten Mindestlohn von 62 € (!) im Monat...
Mit der Tochter von E. Fabiano, einer Ärztin in Blantyre, lotete ich für eine deutsche Ärztegruppe
die Möglichkeiten ihres Einsatzes in Dörfern in ihrem Urlaub aus – ohne die geforderten 400 $
für jeden Arzt bezahlen zu müssen und vorher das offiziell verlangte 14-tägige Seminar zu
besuchen.
Ich war 4-mal im größten Krankenhaus des Landes, dem St. Elisabeth Central Hospital,
weil ich für meine Rückreise einen PCR-Test machen musste. Die Verhältnisse dort waren
miserabel. Unbeschreiblich!
Eine Dame aus dem Münsterland hat eine kleine Erbschaft gemacht und den Betrag für
Außenspiel- und Sportgeräte für unser Schulzentrum in Mpemba gespendet.
Von Hula-Hoop-Reifen über Kleinfahrräder, Schaukeln, Rutschen und Wippen,
Basketball-Ständern bis hin zu mobilen Fußballtoren wird dort jetzt alles installiert.
Sechs Schulen konnte ich eine englische Afrika-Wandkarte von Westermann mitbringen.
Eine gute Bekannte, die im Salima-Distrikt eine private Schule baute und organisiert, möchte gerne durch uns eine Kindergarten in der Nähe unserer beiden Grundschulen bauen lassen. Die Verhandlungen dafür konnte ich mit gutem Ergebnis mit den Chiefs, den Elternvertretern und dem Education Manager führen.
Einen besonderen Empfang erlebten wir in Mandimu in Lesten:
Dort wurde ein riesiges Richtfest veranstaltet mit Hunderten von Kindern und Erwachsenen!
Rasante Tänzer mit ganz besonderem Federschmuck – mit großem Jubel wurde ein 3,80 Meter
großer, virtuoser Stelzenläufer empfangen.
Viele Aufführungen, Frauen tanzten und sangen ohne Unterlass!
Noch nicht erlebt! Es war überwältigend!
Liebe Leserinnen und Leser:
Wir sind allen Spendern und Sponsoren zu großem Dank verpflichtet.
Bis August 2021 haben wir durch sie in Malawi 32 Schulen bauen können,
insgesamt 41 - mit rund 20 000 Schülern.
Herzliche Grüße
Ihr
F.-J. Kuhn
Vorsitzender
Impressionen
[Bilderbogen Malawi im April 2021 ...]
Hier die Ehren-Tafel der Sponsoren und deren Vermittler,
die die Schulbauten in 2020 und 21 finanzierten:
Ankerkraut GmbH
BAAK Germany
Laura und Jennifer Batliwala
BücherBörseKöln
International Carrier Consult GmbH
Junglück GmbH
Mary Kay
Carmen und Niclas Kroll
liNear Engineering Software
Roswitha Martin
Meutsch-Stiftung Fly & Help
One Foundation
Blasius Schuster GmbH
Wolfgang Trepper
Herzlichen Dank an alle, die mitgewirkt haben!